Deutscher Staatsbürger seit den Juli-Protesten inhaftiert

Er wollte nur die Demonstrationen in Havanna miterleben

BfM dokumentiert das Statement von Janie und María Frómeta Compte – Töchter von Luis Frómeta Compte in Deutschland

Auf Kuba wurden in den Stunden vor, während und danach noch tagelang nach den Juli-Protesten tausende Menschen festgenommen und inhaftiert. Über 500 dieser „Juli-Gefangenen“ wurden bereits in Schnellverfahren abgeurteilt. Mehr als eintausend weitere Gefangene warten noch auf ihre Verfahren. Einer von ihnen ist der deutsche Staatsbürger Luis Frómeta Compte. Lesen Sie das Statement seiner beiden in Deutschland lebenden Töchter:

Stell’ dir vor, du gehst aus Neugierde zu einer Demonstration und wirst dort festgenommen und dann weggesperrt, wie ein Schwerstverbrecher, weil du mit deinem Handy die Situation gefilmt hast… unvorstellbar, aber wahr!

Genau das ist unserem geliebten Papa Luis Frómeta Compte (deutsche und kubanische Staatsangehörigkeit) am 11. Juli 2021 in Havanna (Arroyo Naranjo – La Güinera) passiert. Das war der große Tag auf Kuba, an dem viele Kubaner die Möglichkeit sahen ihren Unmut über die jahrelang anhaltende Wirtschaftskrise kundzutun und eine der größten Demonstrationen auf Kuba überhaupt.
 
Unser Papa war zu diesem Zeitpunkt gerade auf Kuba im Urlaub um unsere Familie zu besuchen und war von dem Demonstrationen völlig überrascht. Er hat sich dennoch von der Euphorie einer besseren Zukunft für seine geliebte Heimat hinreißen lassen und ging aus reiner Neugierde raus auf die Straße. Er machte diese Handyaufzeichnung für private Zwecke, um uns – seinen Töchtern und deutscher Familie – zu zeigen. Er hatte dabei keine politischen Hintergründe, er hatte nie Probleme mit der Polizei – weder auf Kuba noch hier in Deutschland.
 
Zusammen mit anderen Kubanern hat er vom Rand aus die Demonstration beobachtet und gefilmt. Die Situation war bereits gefährlich, als die Polizei bei den Demonstranten ankam, da diese mit Steinen warf und Warnschüsse an die Bevölkerung abgab. Logisch – viele Kubaner und Neugierige nutzten die Gelegenheit und rannten davon, aber nicht unser Papa. Er blieb stehen! Er blieb stehen, weil er Angst hatte sich umzudrehen und von einem Stein schwer verletzt zu werden und er blieb stehen, weil es ihm verdamt wichtig war der Polizei zu sagen, dass diese aufhören sollen mit Steinen zu werfen, da auch Frauen und Kinder unter den Demonstranten waren. Er wurde daraufhin gewaltsam festgenommen von mehreren Polizisten (auch Zivilpolizei) die ihm zudem in diesem Moment noch seinen schützenden Mundschutz entfernten… Er wurde in eine örtliche Polizeistation gebracht, wo er eine Nacht bleiben sollte, bevor man ihn hatte gehen lassen. Sein Handy blieb in Gewahrsam der Polizei. Genau eine Woche später wurde unser Papa von zu Hause abgeholt und in das Gefängnis “100 y aldabó” gebracht. Sein “Verbrechen”: Erregung öffentlichen Ärgernisses! Dort wurde er anfangs auch geschlagen, um das er sagt, dass er ein Anführer der Demonstrationen sei. Die denken, er hat die Demonstrationen von Deutschland aus geplant, was völliger Unfug ist, da er wie bereits gesagt mit Politik nichts am Hut hat. Einige Zeit später wurde er ins Gefängnis “Combinado del Este” geschafft, zufälligerweise zeitgleich mit dem ersten geplanten Besuchstermin seines Anwalts vor Ort… Wollte man da eventuelle Verletzungen vertuschen?

Am 17. Oktober 2021 sind es bereits drei Monate – ein viertel Jahr – zu Unrecht im Gefängnis. Unser Papa wollte nichts Böses, er hat niemanden angegriffen, er hat nichts zerstört, er hat niemanden beleidigt – er war nur neugierig und filmte.
Selbst mehrfache Versuche der deutschen Botschaft in Havanna einen Besuchstermin und die konsularische Betreuung unseres Papas zu übernehmen, blieben bisher erfolglos – obwohl er genauso deutscher Staatsbürger ist. Das prallt bei den kubanischen Behörden ab.

Für unseren unschuldigen Papa erhoffen wir uns eine schnelle Freilassung, damit wir ihn bald wieder in unseren Armen halten können! Für alle anderen zu Unrecht politisch Gefangenen wünschen wir uns ebenso eine sofortige Freilassung! Es ist ein Menschenrecht seine Meinung zu äußern, was JEDEM auf dieser Erde zusteht!“

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