Kommentar von Fernando Rivas:

Der Hungerstreik endet, die Unterdrückung geht weiter

Am Samstag (10. April 2021) endete der Hungerstreik der UNPACU-Aktivisten, nachdem Polizei und Staatssicherheit aufgehört hatten den Sitz und die Armenküche der Organisation abzuriegeln. So war es wieder möglich Essen und Medikamente an Bedürftige zu verteilen. Die zentrale Forderung der Hungerstreiken wurde somit erfüllt. Die Bedürftigen ließen auch nicht lange auf sich warten, ihre Not ist zu groß, als das die Angst vor Repressalien sie davon abhalten würde zu kommen.

Jose Daniel Ferrer wendet sich per Videobotschaft an die Öffentlichkeit

Allerdings war die scheinbare Erfüllung der Forderungen durch das Regime nur eine Finte, um den Hungerstreik erstmal zu beenden. Bereits am Montag war die Polizei wieder vor Ort und kontrollierte die Papiere von Jedem, der sich dem Sitz der UNPACU nähern wollte. Deren Vorsitzender, Jose Daniel Ferrer, wandte sich mithilfe einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit und verurteilte die erneuten Repressalien gegen seine Organisation.  Er kündigte eine baldige Reaktion an. Ob er den Hungerstreik wieder aufnehmen wird ist noch unklar.

In Havanna bekommen auch die Aktivisten des Movimiento San Isidro (MSI) die Rache des Regimes für ihre Protestaktion vom Ostersonntag zu spüren. Sowohl Maykel Osorbo als auch Luis Manuel Ortero Alcantara wurden mittlerweile mehrmals verhört und verhaftet. Luis Manuel wird seit Tagen am Verlassen seines Hauses gehindert und Maykel Osorbo wurde von Schergen des Regimes auf der Straße zusammengeschlagen. 

Maykel Osorbo zeigt seine blutige Nase, nachdem Schergen des Regimes ihn verprügelt haben

Diese Vorgänge zeigen, dass der kubanische Unterdrückungsapparat nach wie vor sehr effizient funktioniert. Zwar kritisieren immer mehr Kubaner in den sozialen Medien offen die Zustände in ihrem Land. Aber im nicht virtuellen Raum, auf den Straße des Landes, stehen die einzelnen Oppositionellen noch immer ziemlich alleine da. Sie werden oft von einigen Nachbarn und Anwohnern des gleichen Stadtviertels unterstützt, aber eine breite Volksbewegung gegen die Diktatur lässt zur Zeit weiter auf sich warten.

Es ist auch nicht klar ob Hungerstreiks wirklich sinnvoll und zielführend sind. Der Mut und die Hingabe der Aktivisten, die sich für so einen gefährlichen Weg des Protestes entscheiden, verdient auf jeden Fall unser Aller Respekt. Dennoch: In einem Land in dem die meisten Menschen eh nicht genug zu Essen haben, verstehen viele normale Kubaner nicht den Sinn eines Hungerstreiks. Das war in einigen Kommentaren in den sozialen Medien ersichtlich.

Außerdem steht das Risiko für die Aktivisten oft in keinem Vergleich zum Ergebnis. Der Fall Ferrer zeigt wieder einmal, dass das kubanische Regime sich nicht wirklich von hungerstreikenden Dissidenten zu Zugeständnissen bewegen lässt. Das mag auch daran liegen, dass die kubanische Opposition sehr häufig zu diesem Mittel greift, wodurch es sich zweifelsohne etwas abgenutzt hat. Erst im November 2020 führten die Aktivisten des MSI einen Hungerstreik durch, der vom Regime durch Polizeigewalt beendet wurde. Auch damals wurden keinerlei Forderungen erfüllt. 

Die jüngere Geschichte zeigt auch, dass das Regime einen Menschen sich lieber zu Tode hungern lässt, als Zugeständnisse zu machen. Der politische Gefangene Orlando Zapata starb im Jahre 2010 nach einem 86 tägigen Hungerstreik qualvoll. Das gab zwar international einen gewaltigen Aufschrei, sogar das EU Parlament verurteilte Kuba wegen des Todes von Zapata. Auf Kuba selber änderte das jedoch gar nichts. 11 Jahre nach dem tragischen Tod Zapatas ist das Land noch immer eine kommunistische Diktatur, die die Menschenrechte ihrer Bürger mit Füßen tritt.

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