NACHRUF
Vladimiro Roca Antúnez – Sozialdemokrat, politischer Gefangener und entschiedener Gegner des Castrismus
Kubas Sozialdemokraten und demokratische Oppositionelle trauern um Vladimiro Roca Antúnez. Der am 30. Juli 2023 in Havanna verstorbene Politologe, Wirtschaftspolitiker und in der Sowjetunion ausgebildeter Kampfpilot, wurde am 21. Dezember 1942 in Havanna geboren. Sein Vater, der kubanische Marxist Blas Roca Calderio, war Mitbegründers und herausragender Führer der kommunistischen Partei Kubas.
Im Jahr 1987 schloss Vladimiro Roca sein Studium am Institut für internationale Beziehungen als Spezialist für internationale Wirtschaftsbeziehungen ab. Ab Juni 1990 begann er, sich öffentlich gegen das Castro-Regime zu positionieren. Seine Kritik an der verfehlten Wirtschaftspolitik führte im Jahr 1992 zur Entlassung aus seinem damaligen Regierungsamt. Im Jahr 1996 gehörte er zu den Gründern der Sozialdemokratischen Partei Kubas und war deren Sprecher.
1997 gründete er zusammen mit dem afrokubanischen Ingenieur Professor Félix Antonio Bonne Carcassés (verstorben im Jahr 2000), der Wirtschaftswissenschaftlerin Martha Beatriz Roque Cabello und dem Rechtsanwalt Rene Gomez Monzano die regimekritische „Arbeitsgruppe zur Untersuchung der sozioökonomischen Situation Kubas“ (in der Presse als „Gruppe der Vier“ bekannt). Gemeinsam forderten freie Wahlen und demokratische Reformen. Gemeinsam veröffentlichten die vier Oppositionellen verschiedene Erklärungen, von denen das wichtigste das Manifest „La Patria es de Todos“ („Das Vaterland gehört allen“) war.
Einige Wochen nach der Veröffentlichung dieses Dokuments wurden die vier Mitglieder der Gruppe vom kommunistischen Staatssicherheitsdienst verhaftet und anschließend in einem unfairen Prozess abgeurteilt. Roca Antúnez erhielt die längste Strafe von allen und war von 1997 bis 2002 in politischer Gefangenschaft.
Vladimiro Roca Antúnez wurde von Amnesty International und anderen angesehenen Menschenrechtsorganisationen zum „Gewissensgefangenen“ erklärt. Jahre später erkannte die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte die Verantwortung des kubanischen Staates für die Verletzung der Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit der vier Mitglieder der Gruppe an.
Im Jahr 2004 nahm Vladimiro als Sprecher der kubanischen Sozialdemokraten am 36. Kongress der Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens teil, zu dem er eingeladen wurde. Seine Hoffnung auf Unterstützung für eine sozialdemokratische Partei auf Kuba wurde von Europas sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien nicht erfüllt. Vor allem die deutsche SPD war nicht daran interessiert, die alleinregierenden kubanischen Kommunisten in Frage zu stellen.
Im Juni 2020 wurde er im Krankenhaus behandelt, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte. Danach lebte er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und seines schlechten Gesundheitszustands zurückgezogen zu Hause. Vladimiro Roca Antúnez, ein großer kubanischer Patriot und mutiger antikommunistischer und pro-demokratischer Aktivist, starb am 30. Juli 2023 im Alter von 80 Jahren in Havanna.
No responses yet