Prominenter kubanischer Bürgerrechtler ist erneut politischer Gefangener
Felix Navarro wurde am 10. Juli 1953 in Perico, Kuba, geboren. Er ist Vorsitzender der Demokratischen Partei Pedro Luis Boitel. Nach den massiven Protesten vom 11. Juli 2021 erkundigte sich Navarro auf der Polizeistation von Perico in Matanzas nach dem Schicksal seiner Parteifreunde, die am Vortag festgenommen worden waren (er selbst hatte an den Protesten nicht teilgenommen). Ohne ersichtlichen Grund wurde er daraufhin von der Polizei festgenommen und wenig später ins Gefängnis „Combinado del Sur“ in Matanzas gebracht, wo er bis heute inhaftiert ist. Unter dem Vorwurf der “öffentlichen Unruhe” fordert die kubanische Justiz 15 Jahre Haft für Navarro.
Festnahme während der Proteste im Juli 2021
Tausende Menschen gingen am 11. Juli 2021 in mehreren Städten Kubas auf die Straße, um gegen die Verknappung von Lebensmitteln und Medikamenten zu protestieren und das Ende der Diktatur zu fordern. Die Proteste gelten als größte Demonstrationen, die Kuba seit Jahren erlebt hat. Das kubanische Regime reagierte mit Zensur und Gewalt auf die Proteste. Hunderte Menschen wurden willkürlich verhaftet und gelten teilweise noch immer (Stand Dezember 2021) als vermisst. Auf der Suche nach seinen Kollegen wurde Navarro am 12. Juli 2021 auf dem Polizeirevier von Perico verhaftet und in die Polizeieinsatzzentrale in Matanzas gebracht, wo er bis zum 19. Juli festgehalten wurde. Man teilte ihm mit, dass ein Gericht entschieden habe, dass er bis zum Beginn seines Prozesses im Gefängnis bleiben müsse. Erst im Oktober 2021 wurde bekannt, dass die kubanische Justiz öffentlich 15 Jahre Haft für ihn fordert.
Haftbedingungen und gesundheitlicher Zustand
Bis zum 24. Juli hatte seine Familie Kontakt zu Navarro. Er teilte ihnen mit, dass er im Gefängnis „Combinado del Sur“ in Matanzas in Einzelhaft gehalten wurde und nun ins Militärkrankenhaus von Matanzas gebracht werden solle, weil er sich mit dem Coronavirus infiziert habe. Im Krankenhaus war Navarro auf Sauerstoff-Zufuhr angewiesen, da seine Lungenwerte zeitweise kritisch waren. Der 68-Jährige ist vorerkrankt und leidet an Migräne und Diabetes.
Am 23. August 2021 trat Navarro in einen Hungerstreik. Hierdurch verlor er so viel Gewicht, dass er den Hungerstreik aus Angst um sein Leben am 21. September 2021 wieder beendete. Sein Zustand bleibt weiterhin kritisch, allerdings liegen nur wenige Informationen zu seiner Gesundheit vor, da der Kontakt zu seiner Familie vom Gefängnispersonal unterbunden wird.
Während seiner Inhaftierung ist Navarro ständiger Schikane durch die Gefängnisbehörden ausgesetzt, die beispielsweise seine Habseligkeiten beschlagnahmen und ihm das Schreiben und Lesen verbieten.
Hintergrund
Felix Navarro wuchs in einer Bauernfamilie auf. Er hat zwei Brüder und wurde von seinem Vater antikommunistisch erzogen. Nach seiner Einschulung wurde Navarro direkt in die zweite Klasse versetzt, da er bereits lesen und schreiben konnte. Nach dem Schulabschluss arbeitete er zunächst als Grundschullehrer in einer Schule auf dem Land. Seit 1976 unterrichtete er Schüler der Oberstufe in Physik und Astronomie.
1992 wurde Navarro zum ersten Mal inhaftiert, weil er Graffiti gesprüht und Plakate aufgehängt hatte, die das Castro-Regime kritisierten. In Folge dessen wurde ihm von den Behörden verboten, weiter als Lehrer zu arbeiten. 2003 war er einer der 75 politischen Gefangenen, die das Regime im Rahmen des so genannten „Schwarzen Frühlings“ festgenommen hatte. Navarro wurde daraufhin zu 50 Jahren Haft in Guantánamo verurteilt. 2011 wurde er im Rahmen einer zwischen der katholischen Kirche und der kubanischen Regierung ausgehandelten Sonderstrafgenehmigung freigelassen. Navarro weigerte sich, ins Exil zu gehen, und beschloss, in Kuba zu bleiben und weiter für Demokratie auf der Insel zu kämpfen. Seine Tochter Sayli Navarro wird ebenfalls vom kubanischen Regime verfolgt.
Stand: Dezember 2021
No responses yet