Kuba 2022:
Über 1000 politische Gefangene – Massenexodus der Jugend
Innerhalb von zwei Jahren haben über 200.000 Kubanerinnen und Kubaner die Karibikinsel verlassen, weil sie in ihrer Heimat für sich keine erstrebenswerte Zukunft sehen. Die meisten von ihnen sind jünger als 30 Jahre. Sie nehmen gefährliche und beschwerliche Wege – zum Beispiel über Nicaragua – in Kauf. Ihr Ziel sind die USA.
Kubas erschreckende Menschenrechtsbilanz 2022 hat eine bewegte Vorgeschichte. Seit der Machtergreifung durch die heutige Machtelite im Jahr 1959 droht auf der Karibikinsel Andersdenkenden systematische Verfolgung, Gefängnis, Folter und Tod. Generationen von Kubanern sind in der Diktatur aufgewachsen und konnten nie eine freie Presse, politische Vielfalt, freie Gewerkschaften oder offene Kritik an den Herrschenden miterleben.
Mangelwirtschaft und fehlende medizinische Versorgung
Die Kubanerinnen und Kubaner haben jahrzehntelang unter Mangelwirtschaft, fehlender medizinische Versorgung, Hygieneproblemen und Korruption gelitten. Sie mussten zusehen, wie Touristen aus aller Welt und die herrschende politische Klasse aus dem Vollen schöpfen können, während sie selbst tagtäglich weder Milchprodukte, noch Fleisch oder Fisch einkaufen können. Katastrophal ist auch die medizinische Versorgung, denn viele Ärzte und Medizinpersonal werden, zum Teil gegen ihren Willen, an das Ausland ausgeliehen, wo sie Devisen einbringen.
Den „normalen“ Kubanerinnen und Kubanern wurde gesagt, dass alles besser werde und sie haben immer wieder vergeblich auf Verbesserungen gehofft. Doch über 60 Jahre lang wurde kein Versprechen der kommunistischen Machtelite an das kubanische Volk erfüllt. Zwar wurden die Funktionäre und ihre Familie immer reicher, aber die Not der Bevölkerung wuchs. Friedliche Proteste der Damen in Weiß, der Künstlerbewegung San Isidro, der Bürgerrechtsbewegung UNPACU oder auch Einzelproteste wie der von Luis Robles Elizastegui wurden von der kubanischen Staatssicherheit schnell erstickt, wurden aber stark beachtet.
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie wurde die Situation der kubanischen Bevölkerung so trostlos, dass sich plötzlich der stille Protest in lautstarke Demonstrationen wandelte. Der 11. Juli 2021 wurde zu einem Schicksalstag für Kuba. Landesweit protestierten Kubanerinnen und Kubaner gegen Verelendung, Misswirtschaft, Hunger, Stromausfälle, gebrochene Reformversprechen und die jahrzehntelange Unterdrückung durch die alleinregierende Kommunistische Partei. Die herrschende Machtelite unter dem Präsidenten und Parteichef Miguel Diaz-Chanel schlug die Proteste mit brutaler Härte nieder. Tausende Demonstranten wurden verhaftet oder von der kubanischen Geheimpolizei an unbekannte Orte verschleppt.
In unfairen Schnellverfahren und ohne die Chance für eine Verteidigung wurden bisher 700 Demonstranten, darunter auch Minderjährige, zu Gefängnisstrafen bis zu 25 Jahren verurteilt.
Unter den Gefangenen sind viele Menschen, die durch Zufall die Demonstrationen miterlebten oder die, wie der Dresdener Luis Frometa Compte, spontan mitdemonstrierten und das Geschehen mit ihren Mobiltelefonen durch Fotos und Handyvideos dokumentierten. Gerade deshalb werden sie kriminalisiert und mit besonderer Härte bestraft, denn die Brutalitäten der kubanischen Polizei gegen Demonstranten sollen nicht öffentlich werden.
Inhaftiert wurden aber auch zahlreiche weitere Personen, die nicht selbst protestiert hatten, sondern sich nur an den Tagen danach erkundigten, wo ihre Freunde sind, die zu den Protestteilnehmern gehört hatten. Einer dieser Verschwundenen ist der langjährige politische Gefangene Daniel Ferrer, Gründer und Sprecher der Bürgerrechtsbewegung UNPACU. Ferrer wurde am 12. Juli 2021 verschleppt und ist seit dieser Zeit in Haft. Einer der sich nach verschleppten Demonstranten erkundigte, ist der Bürgerrechtler Felix Navarro.
Keine Trauminsel für Touristen
Kubas diktatorische Regierung wirbt nach der Corona-Pandemie wieder um Urlauber aus dem reichen Westen. Sie hofft auf zahlungskräftige, uninformierte Besucher, die in kurzer Zeit viel konsumieren und in den Touristenghettos bleiben, ohne der Bevölkerung zu begegnen.
Aber, den politischen Gefangenen und den „normalen“ Kubanern hilft es nicht, wenn devisenbringende Besucher aus dem Ausland ihren Urlaub auf der Gefängnisinsel verbringen. Alle diese Einnahmen bereichern nur die Unterdrücker und helfen beim Ausbau des Unterdrückungssystems. Dies alles sollten Touristen wissen und berücksichtigen, wenn Sie eine Urlaubsreise in die Karibik planen. Wer kann schon einen Traumurlaub geneiessen, wenn der das Leid und Elend in der Nähe weiß?
Anna Maria Pedron
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