Verbotene Osterprozessionen zeigen Angst
Kubanischen Machtelite fürchtet sich vor regimekritischen Christen
Von Fernando Rivas
Das kommunistische Regime auf Kuba hatte schon immer ein schwieriges Verhältnis zur Religion. Während die Religionsausübung bis in die frühen 1990er Jahre sogar offiziell geächtet war und massiv unterdrückt wurde, lockerte das Regime seine Einstellung zur Religion in der schweren Wirtschaftskrise dieser Jahre. Sogar der Papst wurde eingeladen, um den ehemals offiziell atheistischen Staat zu besuchen.
Getreu nach Karl Marx, wonach Religion Opium für das Volk sei, hoffte das Regime, dass die unterdrückten Menschen, Zuflucht im Wort Gottes suchen, statt gegen Hunger und Elend auf die Straße zu gehen. Das Zurückfahren der antireligiösen Unterdrückung stand also im Zeichen des Machterhalts der Diktatur.
Seitdem sind rund 30 Jahre vergangen und Kuba steckt abermals in einer schweren Wirtschaftskrise. Es mangelt an Lebensmitteln und Medikamenten, es kommt jeden Tag zu stundenlangen Stromausfällen und die Inflationsrate ist sehr hoch. Im Gegensatz zu den 1990ern Jahren hat das Regime dieses Mal nicht die Möglichkeit die Unterdrückung der Religionsausübung zu lockern. Im Gegenteil, denn seit den 1990ern sind auf Kuba viele kleinere evangelikale Kirchen entstanden, von denen etliche antikommunistisch eingestellt sind. Neben den Intellektuellen sind evangelikale Christen besonders häufig in der kubanischen Opposition vertreten. Das Regime stuft diese Kirchen als Bedrohung ein und lässt sie durch die Staatssicherheit überwachen und unterdrücken. Pastoren, die mit ihrer Kritik am Regime gar zu laut werden, landen ziemlich schnell für längere Zeit hinter Gittern. So sind unter den über 1100 politischen Gefangenen, die in kubanischen Gefängnissen unter unmenschlichen Bedingungen ihr Dasein fristen, einige evangelikale Christen.
Am 17. März 2024 kam es in Kuba – zwei Wochen vor Ostern – in mehreren Orten zu spontanen Demonstrationen aufgrund der desolaten Versorgungslage. Dies waren die größten Demonstrationen in Kuba seit den Massenprotesten vom 11 Juli 2021. Genau wie damals reagierte das Regime mit Gewalt und Repression. Polizei und Stasi knüppelten die Demonstranten nieder und es kam zu dutzenden Verhaftungen. Gleichzeitig ist das Regime hochgradig nervös, weitere Proteste sollen auf jeden Fall unterbunden werden.
Aus diesem Grund waren auch die Osterfeierlichkeiten 2024 in das Visier des Regimes geraten. Kuba, noch immer kulturell eng verbunden mit Spanien, hat wie das ehemalige Mutterland eine Tradition von großen christlichen Oster-Prozessionen. Die Machthaber in Partei und Militär befürchteten, dass sich diese spontan zu Anti-Regime Demonstrationen entwickeln können. Deshalb wurde mit Verboten reagiert.
Während die Prozessionen der katholischen Kirche bis auf wenige Ausnahmen stattfinden dürfen, werden die geplanten Märsche der meisten evangelikalen Kirchen verboten. Dies erklärt sich dadurch, dass die katholische Kirche auf Kuba sich oberflächlich betrachtet mit dem Regime arrangiert hat. Von katholischen Pfarrern kommt äußerst selten Kritik an den Verhältnissen auf Kuba. Es gibt einige Ausnahmen von kritischen katholischen Pfarrern. Es sind wiederum deren Gemeinden die von den wenigen Verboten katholischer Prozessionen betroffen sind.
Bei den evangelikalen Kirchen ist die Situation genau umgekehrt. Da hier die meisten von ihnen kritisch gegenüber dem Regime eingestellt sind, durften sie keine Osterprozessionen abhalten. Die wenigen evangelikalen Kirchen, die eine Erlaubnis erhalten haben, sind diejenigen die sich mit Kritik am Regime zurückhalten.
30 Jahre sind eine lange Zeit. Auf Kuba hat sich in den 30 Jahren wenig verändert. Das Volk leider heute wie damals an Mangel und Unterdrückung. Das Land ist noch immer eine kommunistische Diktatur. Auch die Religion ist weiterhin ein Spielball der Mächtigen im Land, die sich dem bedingungslosen Machtanspruch der Kommunisten unterzuordnen hat.
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