Für Kopten eingesetzt:

CDU-Politiker in Ägypten drangsaliert

Auf einer „Schwarzen Liste“ des ägyptischen Geheimdienstes? Der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Michael Brand. Foto: picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Auf einer „Schwarzen Liste“ des ägyptischen Geheimdienstes? Der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Michael Brand. Foto: picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Die ägyptischen Behörden haben den menschenrechtspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Michael Brand (Fulda), bei einem Aufenthalt mit seiner Familie in dem nordafrikanischen Land drangsaliert. Der Parlamentarier geht davon aus, dass dies ein Racheakt war, weil er sich für verfolgte koptische Christen engagiert.

Brand wollte mit seiner Frau und den drei Töchtern im August in Hurghada am Roten Meer die Ferien verbringen. Er wurde nach eigenen Angaben bei der Passkontrolle von Sicherheitskräften festgesetzt, von seiner Familie getrennt und verhört. „Meine Frau wurde zu den Koffern geschickt, unsere Töchter mussten die ganze Zeit in der prallen Sonne bei 42 Grad vor dem Flughafengebäude warten und wussten nicht, was mit ihren Eltern ist“, sagte er der Fuldaer Zeitung. Auch beim Rückflug habe es Schikanen gegen ihn und seine Familie gegeben.

Brand geht davon aus, dass er auf einer „Schwarzen Liste“ des ägyptischen Geheimdienstes steht. Auf Facebook schrieb der Politiker, Hintergrund für den Vorfall seien offenbar Gespräche im Jahr 2018 mit Regierungsvertretern in Kairo, bei denen er „die Menschenrechtslage, insbesondere die dramatische Lage der Christen im direkten Gespräch thematisiert habe“.

Es gehe nicht um seine Person, sondern „am Ende um die Dreistigkeit der ägyptischen Regierung und mangelnden Respekt gegenüber Deutschland. Und es geht darum, dass diejenigen, die sich wie in meinem Fall für Minderheiten wie die koptischen Christen in Ägypten einsetzen, eingeschüchtert werden sollen.“

Auf einer „Schwarzen Liste“ des ägyptischen Geheimdienstes? Der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Michael Brand. Foto: picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Brand: Ich lasse mich nicht einschüchtern

Brand kündigte zugleich an, dieses Engagement fortzusetzen. Der Einschüchterungsversuch werde ihn nicht stoppen. Im Blick auf den Staatsbesuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vom 10. bis 12. September in Ägypten erklärte Brand: „Ich setze darauf, dass der Bundespräsident sehr klarmacht, dass ein Land, das Milliarden an Unterstützung aus Deutschland erhalten hat und immer noch bekommt, so nicht mit Vertretern Deutschlands umgehen darf.“

Das Auswärtige Amt bezeichnete das Verhalten der ägyptischen Behörden als nicht akzeptabel.

Menschenrechtler: Christen sind in Ägypten Menschen zweiter Klasse

Der Menschenrechtsexperte Martin Lessenthin (Waldsolms/Mittelhessen) nannte das Vorgehen der ägyptischen Behörden gegen Brand und seine Familie einen Skandal. Er sei dankbar, dass sich der Politiker auch in Zukunft nicht den Mund verbieten lasse. „Denn tatsächlich hat sich die Situation der koptischen Christen und anderer Christen in Ägypten nicht verbessert. Christen sind dort Menschen zweiter Klasse“, erklärte Lessenthin gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

Christliche Konvertiten müssten mit Gefängnis rechnen oder sogar um ihr Leben fürchten. Entführungen und Zwangsislamisierungen christlicher Mädchen sowie Brandanschläge von Islamisten auf Häuser von Christen seien weiterhin traurige Realität.

Statt sich um eine verbesserte Menschenrechtslage zu bemühen, versuchten die Behörden in Ägypten, Menschenrechtsverletzungen zu verstecken und zu leugnen: „Das darf Deutschland nicht zulassen.“ Der Politologe und Historiker Lessenthin engagiert sich als Botschafter für Menschenrechte.

Koptischer Aktivist: Deutschland und EU sollen Druck ausüben

Der in der Schweiz lebende koptische Menschenrechtsaktivist Medhat Klada forderte Deutschland und die EU auf, Druck auf Ägyptens Regierung ausüben. Sie müssten weiterhin anklagen, dass Polizei und Gerichte Christen diskriminierten. So bleibe die Polizei oft bei Entführungen von Christinnen untätig.

Von Januar bis Ende August 2024 wurden laut Klada bereits 102 minderjährige Koptinnen entführt. Angehörige, die eine Strafverfolgung fordern, würden sogar als Unruhestifter inhaftiert. Das müsse auch ein Thema der feministischen deutschen Außenpolitik sein, so Klada.

Wer den Islam verlassen wolle, nehme lediglich sein elementares Menschenrecht wahr und dürfe deswegen nicht wegen Abfalls vom Glauben angeklagt werden. Klada ist Vorsitzender von EUCOHR, dem europäischen Dachverband koptischer Menschenrechtsorganisationen.

Zum Original-Artikel auf www.idea.de

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